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Das Denkmal als Endlager der Erinnerung
Samstag, 28. April, 16 Uhr
Skulptur vor der Minoritenkirche, Minoritenstraße, 50667 Köln

Denkmäler, ihr Personal wie ihre Themen, sind Material gewordene Erinnerungen. Ist gerade deren Verortung im Stadtraum der beste Weg, das zu Erinnernde in Vergessenheit geraten zu lassen, lebendiges Andenken aus der Zirkulation in der Gesellschaft zu entfernen und im öffentlichen Raum endzulagern?
Gesprächspartner waren der Direktor des Kölner NS Dokumentationszentrums Werner Jung und die Kuratorin Vanessa Joan Müller.

Der Rundgang begann bei der Skulptur zu Ehren von Johann Adam Schall von Bell, einem Jesuitenpriester, der es in China zum Mandarin und höchsten ausländischen Beamten im Staat brachte. Ob seine glorreiche Geschichte hier im Nirgendwo zwischen Café Merzenich und dem „Begleitraum“ der Minoritenkirche mitten auf dem Gehsteig, gestreift von eiligen Passanten, noch identifizierbar ist, bleibt zu bezweifeln. Auch die Bodenplakette aus Bronze, die über seine Person und Geschichte informiert, fand erst wieder Aufmerksamkeit, nachdem der Steinfigur durch den „urbanen Kongress“ eine leuchtend grüne Bühnenfläche verschafft wurde. So wurde Herr Schall von Bell nicht nur zum Objekt der Frage nach der Sinnhaftigkeit solcher Gedenksteine, wenn es am plausiblen Kontext mangelt, sondern zum Ausgangspunkt einer generellen Frage nach dem Schicksal der Erinnerungskultur im urbanen Zusammenhang.

Wo die erste Frage nach einer besseren Kontextualisierung durch eine Teilnehmerin spontan beantwortet wurde, indem sie vorschlug, ihn an die Schule zu bringen, in der er Schüler war, um so für die heutigen „Kids“ eine entsprechende Identifikation mit „einem der ihren, der es bis nach China geschafft hat“ herzustellen, ist die zweite wesentlich schwieriger zu beantworten. Im Diskurs mit Vanessa Joan Müller, Werner Jung und dem versierten Publikum, das im Sinne kollektiver Wissensbildung wie bei allen Rundgängen viel zum Thema beizutragen hatte, wurden die Schwachstellen der Erinnerungsplastik evident. Die Auslagerung der Erinnerung aus der Bevölkerung, aus der städtischen Erzählung, die durch die persönliche Weitergabe vital bleibt und zur Mythologie avanciert, lässt die zu Stein gewordene Geschichte erstarren. Ausgelagert aus der Aktualisierung in der Erzählung gerinnt die Geschichte in der Plastik, der Stadtraum entwickelt sich zueinem Endlager der Erinnerung, die in der sie umspülenden Vitalität städtischer Fluktuation vergessen wird.

Bei der Suche nach Formen, die einem solchen Gerinnungsprozess entgehen, traf der Rundgang auf die Arbeit „Stolpersteine“ von Gunter Demnig. Im Diskurs zeigte sich Einigkeit darüber, dass diese Arbeit zum Gedenken an vertriebene, deportierte und ermordetet jüdische Stadtbewohner diesem Prozess entgeht. Die Faktoren, die sie dabei von klassischer Erinnerungskultur unterscheiden, sind eine durchgängig sinnvolle Ortsbezogenheit (die Pflastersteine im Boden markieren Häuser, die ehemals von Juden bewohnt wurden), eine fragmentierte Struktur, die nicht selbstreferentiell auftritt, und ihre dauerhafte Aktualisierung durch das hinzukommen neuer Steine und Orte. Eine Arbeit also, die dazu fähig ist, sich trotz einer sinnfälligen Geschichtsbezogenheit stets zu aktualisieren und weiterzudenken.

Ausführlich diskutiert werden konnte das Verhältnis von Botschaft und Mitteilung zu Form, Gestaltung und künstlerischer Sprache ebenfalls am Beispiel des erst vor kurzem aufgestellten Denkmals zu Ehren von Opfern der nationalsozialistischen Militärjustiz, das von Ruedi Baur entworfen wurde. Hier gingen die Meinungen stark auseinander, wie in sich stimmig und wie gelungen es stadträumlich platziert ist.

Statements
Erinnerungskultur ist ein wichtiger Faktor unserer Kultur und ihre Zeichen fester Bestandteil des öffentlichen Raums. Es gilt in Zukunft, dass die in ihnen repräsentierten Begebenheiten in ihnen nicht entsorgt, sondern aktualisiert werden können. Dabei ist neuen künstlerischen Formen Raum zu geben, die auch partizipative Züge tragen können. Gerade solche Arbeiten, die auf die Weitergabe von Ereignissen in der Erzählung setzen, könnten hier neue Wege eröffnen.

Stifter solcher Arbeiten müssen über diese Wirkungen aufgeklärt und informiert werden. Es ist sinnvoll, hier eine Heranführung an aktuelle Denk- und Gestaltungsweisen in Gang zu setzen.

Institutionen, die sich mit Erinnerungskultur beschäftigen und künstlerische Arbeiten im Umfeld als „Attraktor“ oder Verstärker für ihre Themen betrachten, sollten gerade dann besonders progressiv zu Werke gehen, da sie in der Lage sind, solche Arbeiten mit einer gewissen Betreuung und Vermittlung zu begleiten.

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